Islamische Seelsorge

„Islamische Seelsorge – Historischer Kontext und Grundlagen“ – Talat Kamran

 

Islamische Seelsorge“ als Terminologie finden wir in der islamischen Literatur nicht, was aber nicht bedeutet, dass es in der Vergangenheit keine islamische Seelsorge gegeben hat. Die wichtigen Bereiche der Seelsorge wurden in der 1400-jährigen islamischen Geschichte zahlreich thematisiert und in der Praxis angewendet. Der Begriff “Seelsorge” wurde aber nicht namentlich benutzt. Der erste Seelsorger der Muslime war sicher der Prophet Muhammad. Seine Familienangehörigen und seine Gefährten sind die weiteren ersten islamischen Seelsorger gewesen. Der Bereich der islamischen Seelsorge war weitgestreckt, er umfasste viele Bereiche des alltäglichen Lebens. Institutionalisiert wurde die Seelsorge ab dem 13. Jahrhundert, sie wurde kulturell wie auch sozial für die islamische Welt sehr bestimmend. Ab jedoch 1925 verzeichnen wir ein drastisches Verschwinden der seelsorgerischen Aktivitäten und Einrichtungen, insbesondere in der Türkei und in Zentralasien. Heute ist Seelsorge im gesellschaftlichen Leben entweder verboten oder zurückgedrängt, und die Methoden der islamischen Seelsorge sind in Vergessenheit geraten. Im akademischen Bereich versucht man, die islamische Seelsorgeneu nach europäischen Mustern zu definieren beziehungsweise sie mit der europäischen Seelsorge zu vergleichen. In der Tat ist der Vergleich mit der christlichen Seelsorge sehr schwierig, denn die Grundlagen, Begriffe und Methodologien der islamischen Seelsorgesind unterschiedlich und gegensätzlich im Vergleich zu der christlichen Seelsorge.

 

Über den Autor
Talat Kamran ist Leiter des Mannheimer Instituts für Integration und interreligiöse Arbeit.

Geboren in Konya-Türkei, studierte Politikwissenschaften, Geschichte und Wissenschaftslehre an der Universitat Mannheim. Er lebt seit 35 Jahren in Mannheim, ist deutscher Staatsbürger und bezeichnet sich als Mannheimer. Seine Eltern kamen aus der typisch osmanisch-türkischen Tradition in Istanbul. Er arbeitet seit 1996 als Leiter im ‘Mannheimer Institut für Integration und Interreligiöse Arbeit’. Er engagiert sich für das friedliche Zusammenleben der Völker in Deutschland bzw. Europa und vertritt die Idee von Hazrat Inayat Khan: „Um in der Welt Frieden zu schaffen, sollte man zunächst in sich selber ‘FRIEDEN’ endecken.” Oder wie Mutter Teresa meinte, man sollte sich auf ‘Frieden’ konzentrieren, anstelle Kriegsgegner zu sein und sich dadurch auf ‘Krieg’ zu konzentrieren.

 

Islamische Seelsorge | Okyanus Verlag 2020 | 184 Seiten | ISBN 978-3-9821646-0-1 | 19,90